Titelfotografie: Philipp Haller vom BirdLife-Leiterteam nahm ebenfalls am Möwenkurs teil. Hier beim Erklären der Merkmale einer Steppenmöwe.
Sieben ambitionierte Möwenfans vertieften am 07. März 2021 ihre Kenntnisse in der Möwenbestimmung bei Wetterglück, drei Grossmöwenarten, Austernfischer und Kranich.
Sechs Teilnehmende vom laufenden Exkursionsleiterkurs (ELK) und Feldornithologiekurs 2 (FOK2) von BirdLife Zürich und eine Kursteilnehmerin aus Schaffhausen waren mit Stephan Trösch am ersten Märzsonntag am Bodensee unterwegs auf “Möwentour”. Wenige Tage zuvor fand mit 15 Teilnehmenden des ELK und FOK2 ein ausgiebiger Theorieabend online via ZOOM statt.
Dieser Praxistag im Möwenbestimmen entstand ganz spontan aus dem Theorieabend vom 02.03.2021. In der Hoffnung, dass trotz des ausklingenden Winters die eine oder andere Grossmöwe zum Bestimmungstraining am Bodensee anwesend sein könnte, wurde erfüllt. Bereits beim Start am frühen Morgen in Romanshorn zeigte sich schon bald die Silbermöwe X1X7, die seit Jahren “Stammgast” im Hafen ist.
Das “Aufwärmtraining” bestand im Repetieren der Alterskleider von Lachmöwe und Sturmmöwe. Beide Arten waren im Hafenareal gut vertreten, so dass es nicht lange dauerte, bis die erste Herausforderung – das Auffinden einer Sturmmöwe im 2. Winterkleid – erfüllt werden konnte. Gleich mehrere dieser Individuen waren zugegen und konnten schön beobachtet und studiert werden.



Beim Yachthafen hielten sich zwei adulte Mittelmeermöwen auf, was erste Bestimmungsübungen für eine Grossmöwe ermöglichte. Neben der auffallend kräftigen Gelbfärbung von Schnabel und Beinen war auch der Spitzenfleck der Handschwinge (HS) 10 weiss mit einer schwarzen Subterminalbinde. Die Übungen sollten auch dahingehen, diese Feldkennzeichen mit dem Fernglas zu erkennen.


Bei der kurz eine Runde drehenden Mittelmeermöwe ist in der Fotografie schön das für die Art typische Handflügelmuster zu sehen: HS10 weiss mit schwarzem Subterminalband, HS5 schwarz mit weisser Spitze und überraschend auch HS4 mit dunkler Markierung. Ferner auch die nur ansatzweise ins Schwarz des Handflügels laufenden “grauen Zungen”.

Nach rund zwei Stunden Beobachten in Romanshorn wurde der Kurstag in Arbon und Steinach fortgesetzt. Zur grossen Freude hielt sich um die Mittagszeit eine grössere Schar Grossmöwen vor dem Steg von Fischer Klingenstein auf. Dies ermöglichte das gewünschte Training in der Bestimmung von Steppenmöwe und Mittelmeermöwe, die mit insgesamt über 20 Individuen anwesend waren. Neben den mehrheitlich adulten Vögeln, zeigten sich auch 2 Mittelmeermöwen und eine Steppenmöwe im 1. Winterkleid, was sehr gute Vergleichsübungen ermöglichte. Ferner waren auch Mittelmeermöwen im 3. Winter anwesend.




Beim Metropolsteg Arbon sorgte eine Grossmöwe für etwas “Kopfzerbrechen”. Die hochbeinige Möwe liess trotz einer ganz weissen HS10-Spitze nicht sofort auf eine Silbermöwe schliessen, obschon der kräftige, nicht schlanke Habitus trotz schmal wirkendem Schnabel nicht für eine Steppenmöwe und Mittelmeermöwe sprechen wollten. Abgesehen davon schien auch die Färbung des Schnabels eher kräftig denn matt gelb zu sein. Der dann abfliegende Vogel konnte noch kurz fotografiert werden. Auf der Abbildung zeigte sich HS5 ganz weiss, was zusammengefasst Mittelmeer- und Steppenmöwe ausschliessen konnte. Irritierend war für einmal ein ganz weisser Kopf ohne die übliche Winterstrichelung.

Auf dem Weg von der Steinacherbucht zum Seepark Arbon war eine Gruppe von rund 80 Pfeifenten ebenso auffällig wie die rund 75 Schwarzhalstaucher vor dem Seeclub. Mit Ausnahme eines Individuums waren alle bereits im fortgeschrittenen Prachtkleid.








Fast synchron mit den Schlussworten von Stephan Trösch zum Möwenkurs flog beim Seepark Arbon TG eine Gruppe von zehn Kranichen tief dem Seeufer entlang Richtung Osten. Zuvor konnte vor dem Strandbad Arbon noch bereits in der Steinacherbucht gesehene Austernfischer ausgemacht werden. Welch Glück!